Wohnmobil-Reisen in Europa

Im Rahmen der Reise Skandinavien 2022 haben wir unsere erste Wohnmobil-Reise in Europa unternommen.

Lest hier Michaels Eindrücke zu dieser tollen Reise:

Hier mal meine Eindrücke zum Notin Lorca JF, gemietet für 3 Wochen.
Es handelt sich hier um meine subjektiven Eindrücke, die auf der Tour durch Skandinavien von rund 7400 km entstanden sind von denen ich rund 90% selbst gefahren bin.

Zur Einordnung möchte ich sagen, dass wir bisher nur in den USA mit gemieteten Wohnmobilen unterwegs waren (C25 – 30) und einige Auffälligkeiten der hier grundsätzlich anderen Infrastruktur geschuldet sind.

Zum Fahrzeug: Notin Lorca JF mit 160 PS Dieselmotor (Verbrauch von ca. 11 Litern Diesel auf 100 km), Alpine Navigationssystem, Alde Wasserheizung und Warmwassersystem, Klimaanlage, Inverter mit Solarzelle auf dem Dach mit einer Batterie, Gas-Fach für 2 Flaschen.
 
Zum Aufbau ist zu sagen, dass das vollintegrierte Wohnmobil viel Platz bietet. Trotz der 7,49 Meter Länge lässt sich das Fahrzeug angenehm fahren. Die 160 PS sind ausreichend, an manchen Stellen, gerade wenn es stark bergauf geht, wären aber die möglichen 20 PS mehr (es gibt eine 180 PS Variante) besser. Das Cockpit ist übersichtlich und simpel. Negativ sind hier nur die Instrumente und das Außen-LED-Licht aufgefallen. Tacho und Drehzahlmesser sind relativ dunkel und somit schwer abzulesen, das LED-Fahrlicht ist relativ schwach, was den ansonsten guten Gesamteindruck ein wenig trübt.
 
Dennoch macht das Fahren spaß und ist bis ca. 90 km/h angenehm. Darüber hinaus merkt man die Geschwindigkeit und das Lenkrad gibt deutliche Rückmeldung über Straßenbeschaffenheit und Windverhältnisse.
 
Was am Auto etwas nervig ist, ist das Ad Blue System. Der Füllstand ist (bei diesem Modell) nicht abfragbar (Die neuere Basis kann dies aber). Es gibt lediglich eine Warnleuchte, die bei ca. halbem Tank angeht und über eine anstehende Füllung warnt. Stufe zwei ist eine eindringlichere Rückmeldung (mit Text im Display), wenn nur noch 600 km Reichweite zur Verfügung stehen. Ginge dieser (rückwärts laufende) Zähler auf 0 würde das Fahrzeug zwar im Moment noch fahren, ist der Motor dann aber einmal abgestellt müssen zunächst mindestens 5 Liter Ad Blue nachgefüllt werden, damit die Reise weiter gehen kann.

Zum Ausbau. Die Anordnung der 2 getrennten Betten hinten ist sehr gut. Alternativ können diese über einen Auszug mittig zu einem großen Bett verbunden werden. Im Schlafzimmer gibt es mit 3 Fächern, 2 Schubladen und 2 Tieffächern (eins mit Bügelhängung) viel Stauraum. Auch die Bodenschublade für z.B. Schuhe ist sehr praktisch, die gleichzeitig als Betteinstig dient. Der vorhandene Raum ist hier optimal ausgenutzt.

Die Dusche ist groß und die Toilette mit Waschbecken (in der Mitte des Fahrzeugs) sind angenehm zu benutzen. Optimal ist hier, dass durch die Badtür auf der einen Seite und die Schiebetür zum Schlafzimmer auf der anderen Seite, Dusche und Bad mit Toilette zu einem „großen“ Raum verbunden werden können. Dies schafft die nötige Privatsphäre für die Morgentoilette. Nachteilig ist hier die Position der Standklimaanlage, welche genau in der Decke hier angeordnet ist und so der vordere, bzw. hintere Bereich von der Kühlung abgeschnitten werden, wenn man die Türen schließt.

Das Duschen ist fast wie zu Hause möglich, das Alde-System liefert ausreichend warmes Wasser. Positiv ist hier die Steuerung der Alde zu erwähnen, die sowohl Gas als auch Strom nutzen kann.  Zusätzlich kann die Leistungsaufnahme (Strom) begrenzt werden, sodass auch bei schwächer abgesicherten Campingplatz-Stromanschlüssen bzw. weiteren Verbrauchern im Innenraum der Stromkreis nicht überlastet wird.

Grundsätzlich kann man sagen, dass auch korpulentere Personen das Bad problemlos nutzen können.

Im vorderen Bereich befindet sich zwischen Fahrerhaus und Bad das Wohnzimmer mit Küche. Der zweiflammige Gasherd kann 2 große Töpfe aufnehmen, der Ofen arbeitet zuverlässig und auch die Spüle ist ausreichend tief, um bequem spülen zu können.
 
Was in Wohnzimmer/Küche ein wenig stört ist, dass es zwar viele, aber teilweise recht kleine Fächer gibt. Da muss man teilweise kreativ werden. Schön ist das separate Fach für 4 Wasser- und 4 Stiel-Weingläser. Weniger optimal ist, dass z.B. bei uns die Kaffeekanne nur ohne Deckel und in einer speziellen Drehbewegung in den Schrank passte. Andere Fächer wie der Apotheker-Auszug für Flaschen sind eher Schnickschnack und ein wenig unpraktisch, da Flaschen darin, während der Fahrer umfallen können und zum Klappern neigen.

Positiv im gesamten Fahrzeug ist das Licht zu erwähnen, welches komplett auf LED setzt, teilweise (im Wohnzimmer) dimmbar ist, nur im Schlafzimmer leicht üppig dimensioniert ist, was (bei Benutzung am Morgen) zumindest „wach“ macht.

Ebenfalls positiv ist das große Lagerfach hinten („der Keller“), welches durchgehend ist und von beiden Seiten über jeweils eine große Klappe erreicht werden kann. Hier fehlen mir aber ein paar Ösen oder Anschlagpunkte, um den Inhalt ein wenig sichern zu können.

Auch ohne weitere Sicherung sind jedoch die dort gelagerten Sachen (Wir hatten dort u. a. zwei Stühle mit Sitzauflagen, einen Camping Tisch, einen Grill, div. Vorräte wie Wasser in Flaschen sowie permanent benötigtes Zubehör wie Wasserschlauch, Stromkabel, Stromadapter usw.) nicht merklich gerutscht.
 
Was mir grundsätzlich nicht gefällt ist die kleine Kassette für die Toilette, die gefühlt ständig geleert werden muss. Dies bin ich aus den USA mit einem festen Schwarzwassertank (ca. 80 Liter) und „eigenem“ Abfluss am Stellplatz anders gewöhnt. In meinen Augen ist dies aber ein Henne-Ei Problem, da es entsprechende „am Platz“ Abflüsse hier quasi überhaupt nicht gibt. Lästig ist auch der eher kleine Brauchwassertank ohne genaue Füllstandsanzeige. Es gibt zwar einen Piepser, der sich „irgendwann“ meldet. Dies passiert aber gerne sehr früh, wenn Schaum im Spiel ist und man erfährt dann auch nur dass der Tank „jetzt“ relativ voll ist. Schön wäre hier eine detailliertere Anzeige wie beim Trinkwassertank.
 
Auch das Frischwasser ist eine gewisse Einschränkung. In den USA ist der City-Water-Connect absoluter Standard am Stellplatz, der Wohnmobil-Wassertank kann zusätzlich aufgefüllt werden, muss es aber nicht. Das teilweise langwierige Befüllen (je nach vorhandenem Wasserdruck) raubt Zeit und bedarf meist einer separaten Stelle, die angefahren werden muss, da es Wasser meist nur an einigen zentralen Punkten gibt und seltener am Stellplatz.

Alle „negativen“ Punkte sind jammern auf hohem Niveau.

Zusammengefasst kann ich nur sagen, dass ich das Lorca jeder Zeit wieder mieten würde und weitere Routen damit machen würde.

Michael Maus

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